Vorklassen als Chance
Mit Vollendung des 6. Lebensjahres wird ein Kind eingeschult. Der Gesetzgeber geht davon aus, dass es zu diesem Zeitpunkt den Anforderungen zur erfolgreichen Mitarbeit im Anfangsunterricht der 1. Klasse gerecht wird. Nicht alle Kinder sind aber mit 6 Jahren auch tatsächlich schulfähig. Einige haben - aus verschiedenen Gründen - Entwicklungsverzögerungen, und dies oft in mehreren Bereichen. Aus diesem Grund wurden Vorklassen eingerichtet, in denen die Kinder gezielte Hilfestellung zur Schulfähigkeit bekommen sollen. Es können auch in Ausnahmefällen viereinhalbjährige bzw. fünfjährige Kinder aufgenommen werden, dies aber nur dann, wenn nicht alle Plätze für die schulpflichtigen Kinder benötigt werden.
An der Wilhelm-Lückert-Schule gibt es 2 parallele Vorklassen. In jeder Vorklasse werden bis zu 8 Kinder betreut. Neben den sprachbehinderten Kindern werden auch hörgeschädigte oder sehbehinderte Kinder in den einzelnen Vorklassen integriert. Alle Kinder haben meist in den verschiedensten Bereichen noch keine altersgemäße Entwicklung:
Die Arbeit in den Vorklassen
In jeder Vorklasse arbeitet jeweils eine Lehrkraft als feste Bezugsperson für die Kinder. Zusätzlich erhalten die Kinder Förderstunden (z. B. Sprachförderung, Bewegungsförderung).
Kinder mit Problemen in der Wahrnehmungsverarbeitung, mit Teilleistungsschwächen oder mit emotionalen Beeinträchtigungen brauchen besondere Förderung und ‚Entwicklungshilfe' in einem stressfreien Raum. Nur so können sie ihr kognitives und emotionales Potential ausschöpfen. Ziel und Aufgabe der Vorklassen ist es, die benötigten Hilfestellungen zu geben. Hier findet das Kind Zeit und Raum, sich in seiner Gesamtpersönlichkeit weiter zu entwickeln.
Ganzheitlicher Ansatz
Aber nicht nur die eher schulorientierten Förderangebote sind uns wichtig. Beziehungsgestaltung, Interaktions- und Kommunikationsprozesse sind in der sozialpädagogischen Arbeit der Vorklassen gleichfalls von großer Bedeutung: Freundschaften anbahnen bzw. schützen, Beziehungen zwischen Kindern unterschiedlicher Nationalitäten, zwischen Kindern mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten fördern und ebenso das Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen achtungs- und liebevoll gestalten, ist ein wichtiger Teil der Arbeit.
Die Kinder sollen lernen, sich in Gefühle und Bedürfnisse anderer hineinzuversetzen, Fähigkeiten anderer wahrzunehmen und zu achten, Konflikte akzeptabel auszutragen sowie ihr eigenes Weltbild und ihre Bedürfnisse mit denen anderer Kinder und der Erwachsenen zu vergleichen. Gerade in einer Umwelt, die den Aktionsradius der Kinder oft erheblich einschränkt, ist die Bedeutung der Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen - und diese braucht Zeit und Räume und häufig auch Anleitung - immens wichtig.
Deshalb beruht die Arbeit in der Vorklasse auf einem ganzheitlichen Ansatz, der an die Erlebniswelt des Kindes anknüpft. Die Kinder lernen über Tun und Begreifen unter Einbeziehung möglichst vieler Sinne. Das Spiel ist dabei wichtiges und altersgemäßes Mittel für die Vorklassenkinder, ihre Umwelt und sich selbst zu erfahren.